GOTTESAUGEN

Anstoß für das Projekt GOTTESAUGEN ist Aristoteles´ Beobachtung einer Bildprojektion aus dem 4. Jh. vor Chr. Dort beschreibt er das Phänomen von Lichteinfall durch Platanenblätter hindurch. Dies gilt gemeinhin als erste Aufzeichnung des Camera-obscura-Prinzips. Daher hat georgia Krawiec die erste Lochkamera zum Projekt GOTTESAUGEN aus Blättern einer Platane genäht.  

Das Auge der göttlichen Vorsehung, das den Objekten des Projektes die Form gab, erscheint u.a. in der jüdischen und christlichen Bildtradition als Symbol für Gott und in der Freimaurersymbolik repräsentiert es Wahrheit und Gewissen. 

Die für die Umsetzung des Projektes gewählte Form des Tetraeder führt das Auge der göttlichen Vorsehung in eine räumliche Dimension über. Die so entstehende Camera obscura ist Objekt und Gebrauchsgegegenstand zugleich. Als einfachste und gleichzeitig ideale Körperform lässt sie sich mit lichtempfindlichem Material auslegen. 

Analog zum allsehenden Auge Gottes ermöglichen die für das Projekt angefertigten Lochkameras die kontinuierliche Beobachtung der Umgebung. Sie registrieren alle dort ablaufenden Handlungen und Prozesse. Indem der Betrachter von zehn GOTTESAUGEN umstellt und sein Abbild in Langzeitbelichtung aufgenommen wird, kehrt sich die Rolle zwischen ihm und den Objekten um: Er wird nunmehr selbst zum Objekt.

Neben diesen Zusammenhängen sollen Analogien beim Betrachten entstehen, die an das allgegenwärtige Monitoring im öffentlichen Raum und in der virtuellen Welt denken lassen von der Vorratsdatenspeicherung über soziale Netzwerke wie facebook.  Die Enthüllungen des Ausmasses der elektronischen Überwachung sowie die Übernahme von Daten durch Geheimorganisationen wie die NSA zeigen die Hilfslosigkeit und Verletzlichkeit nicht nur einzelner Bürger, sondern auch von Organisationen,  oder gar Staaten. Die angewandten Mittel stellen gleichsam jeden Bürger unter Generalverdacht. Auf diese Weise prangert das Projekt unser Ausgeliefertsein an und versteht sich als Appell. 

Das Projekt umfasst auch eine Serie von zehn großformatigen Lochkamera-Negativen, die in einer in Warschau gebauten, begehbaren Camera obscura entstanden sind. Die Arbeit umfasst zehn Yogafiguren des Zyklus Suryanamaskar, die die Begrüßung des Sonnengottes in der hinduistischen Tradition darstellen. Die Namen der einzelnen Positionen dieser Yogaübung bedeuten zehn Namen Gottes und stammen aus dem Sanskritepos Ramayana aus dem 2. Jh. n.Chr. 

 

*  *  *   Liste der Objekte   *  *  *

 

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