georgia Krawiec & Jerzy Lewczyński

Der Engel von Sławięcice

Vor einigen Jahren hat Jerzy Lewczyński, einer der einflussreichsten polnischen Fotografen der Nachkriegszeit, ein Fotonegativ einer Engelskulptur hundert mal kopiert und an Fotografen auf der ganzen Welt verschickt, um sie neu interpretieren zu lassen. Das Ziel dieser Initiative unter dem Namen Szlachetna Inicjatywa [dt. Edle Initiative] war es, eigene künstlerische Interpretationen dieser Fotografie Lewczyński’s zu erstellen. Auf diesem Weg ist das Negativ in georgia Krawiec’ Hände gekommen. 

georgia Krawiec wurde in der Industriestadt Kędzierzyn-Koźle in Polen geboren. Sławięcice bildet einen Stadtteil ihres Geburtsortes. Hier in Sławięcice, wo ihre Eltern die Verlobung feierten, entdeckte Lewczyński im Jahre 1960 die Skulptur des ausgemusterten, abgestellten Engels auf einem schlesischen LPG-Hinterhof und fotografierte sie. Diese biografische Nähe der Künstlerin zur Engelskulptur fruchtete in der Entstehung von elf Collagen Untersuchung der Eigenschaften eines Engels am Beispiel von Salzprint, deren Ausgangsnegativ der besagte Engel Lewczyński’s ist. 

Die Collagen von georgia Krawiec verweisen allegorisch teils auf einen Todesengel teils tragen sie humoristische Akzente oder Bezüge zu Genderthemen. Jede der Collagen besteht jeweils aus vielen Teilen desselben besagten Engelbildes. Die einzelnen Scherenschnitte stammen aus Salzprints, die in verschiedenen Varianten entwickelt wurden, was zur Entstehung von Polychromie in den Bildern führt. Die Künstlerin verwendete auch Salzprints, die fehlerhafte chemische Reaktionen aufwiesen, wie metalisch gefälltes Silber oder zu niedrige Sensibilisierung. Die in die Collagen integrierten Unterschriften sind nach den Prinzipien der Rebusbildung aufgebaut. Sie erlauben die Zuschreibung einzelner Bildteile zu den jeweiligen experimentellen Rezepturen des Salzprintverfahrens. 

Untersuchung der Eigenschaften eines Engels

am Beispiel von Salzprint

I-XI

  • 11 Salzprint-Collagen
  • einer Fotografie von Jerzy Lewczyński „ohne Titel” aus dem Jahr 1960,
  • anhand zehn unterschiedlicher Salzprintrezepturen,
  • auf verschiedenen Papiersorten,
  • Buchstaben gedruckt,
  • Aquarellpapier,
  • 42.0 x 29.7 cm,
  • unikat

Alle Bildbestandteile der Collage stammen von Salzprints o.g. Fotografie. Am unteren Rand der Bilder befinden sich die in Rebusform notierten Rezepturen für die Varianten von Salzprint, anhand derer die einzelnen Teile der Collage hergestellt wurden.

  • Negativ: Jerzy Lewczyński, 1960
  • Salzprints & Collagen: georgia Krawiec, 2014

 

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